
Chihuahua Ratgeber 2025 – Herkunft, Kosten, Pflege, Krankheiten & Tipps zur Haltung
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Der ultimative Ratgeber: Chihuahua (oft „Chiwawa“ geschrieben)
Der Chihuahua ist winzig – aber sein Charakter ist riesig. Dieser Ratgeber führt dich sehr ausführlich durch alles Wichtige: Herkunft und Geschichte, Aussehen, Wesen, Haltung, Lebenserwartung, Kosten, Gesundheit (inkl. typischer Krankheiten), Pflege, Ernährung, Training, Recht & Versicherung, Zucht, Kaufberatung und mehr. Zu jedem Abschnitt findest du einen eigenen „Bericht“.
Kurzüberblick
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Größe & Gewicht: 15–23 cm Schulterhöhe; meist 1,5–3 kg (alles deutlich darunter ist riskant).
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Lebenserwartung: durchschnittlich 14–16 Jahre, nicht selten 12–20 Jahre.
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Felltypen: Kurzhaar & Langhaar, in sehr vielen Farben/Zeichnungen.
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Wesen: aufmerksam, anhänglich, mutig, mitunter bellfreudig; echte „One-Person-Dogs“.
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Besondere Punkte: Kälteempfindlich, neigt zu Zahnproblemen; „Teacup“-Zuchten meiden.
Herkunft & Geschichte
Der Chihuahua stammt aus Mexiko. Archäologische Funde und Abbildungen lassen vermuten, dass seine Vorfahren bereits von Tolteken und später den Azteken gehalten wurden. Ein kleiner, stämmiger Hund namens Techichi gilt als möglicher Ahn. Im 19. Jahrhundert gelangten besonders kleine Hunde aus der mexikanischen Grenzregion Chihuahua in die USA – daher der heutige Name. Von dort verbreitete sich die Rasse nach Europa und wurde zu einer der bekanntesten Zwergrassen der Welt. Moderne Zuchtlinien unterscheiden oft zwischen dem klassisch runden „Apple Head“ und dem etwas länglicheren „Deer Head“; standardkonform ist der ausgeprägte Apfelkopf, jedoch sind übertriebene Ausprägungen (z. B. extrem kurze Schnauzen) gesundheitlich problematisch.
Rassestandard & Erscheinungsbild
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Körper: Kompakt, leicht rechteckig, mit fester Oberlinie.
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Kopf: Apfelkopf, ausgeprägte Stirn; Fang kurz bis mittels, nicht extrem.
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Augen: Groß, rund, wachsam; dunkel bis hell je nach Fellfarbe.
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Ohren: Groß und aufrecht, sehr beweglich.
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Rute: Mäßig lang, hoch getragen, Halbkreis über dem Rücken.
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Fell:
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Kurzhaar: Glatt, glänzend, dicht am Körper anliegend.
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Langhaar: Weich, mit Fahnen an Ohren, Rute, Hinterläufen; keine aufwendige Schur nötig.
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Farben: Fast alle Farben und Zeichnungen sind möglich (einfarbig, gescheckt, sable, merle – letzteres kritisch, siehe „Gesundheit“).
Charakter & Temperament
Chihuahuas sind menschenbezogen, wachsam und oft sehr mutig – manchmal vergessen sie ihre Größe. Sie bauen starke Bindungen auf, sind clever, lernwillig und haben Spaß an Tricks. Unzureichende Sozialisierung führt leicht zu Unsicherheit oder Überreaktion (Bellen, Schnappen). Mit konsequent freundlichem Training werden sie liebevolle, fröhliche Begleiter – auch für aktive Singles, Paare und Familien mit hundeerfahrenen Kindern (immer: Aufsicht!).
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung liegt im Durchschnitt bei 14–16 Jahren; viele werden älter als 12 und manche erreichen 18+ Jahre. Gute Gene, sinnvolle Vorsorge (Zähne!), artgerechte Ernährung, schlankes Gewicht und gesunde Bewegung sind die wichtigsten Stellschrauben.
Haltung im Alltag
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Wohnung vs. Haus: Chihuahuas sind ideale Wohnungshunde. Treppen sind bei gesunden Gelenken kein Problem, aber Sprünge von Sofa/Bett können Gelenke belasten – Rampen und Treppchen sind sinnvoll.
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Kälte & Wetter: Sie frieren leicht. Im Herbst/Winter: Mantel/Pullover; bei Regen: wasserabweisender Überzug. Sommerschutz vor Überhitzung, da sie klein sind und schnell dehydrieren.
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Bewegung: 2–3 kürzere Spaziergänge täglich (insg. 30–60 Minuten) plus Spiel & Nasenarbeit. Viele lieben Agility in Mini, Tricktraining, Futterspiele.
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Alleinbleiben: Langsam aufbauen. Ziel: mehrere kurze Phasen entspannt allein sein können.
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Mehrhundehaltung: Möglich, aber Sicherheit geht vor – keine wilden Spiele mit sehr großen Hunden ohne Management.
Erziehung & Beschäftigung
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Grundlagen: Belohnungsbasiert (Leckerli, Spiel, Lob), kurze, häufige Einheiten.
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Stubenreinheit: Konsequenten Rhythmus etablieren (nach Schlafen, Spielen, Fressen raus). Unterlagen nicht zur Dauerlösung machen.
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Leinenführigkeit: Leichtes, gut sitzendes Y-Geschirr und schrittweise Ablenkung steigern.
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Bellen managen: Ausreichende Auslastung, „Ruhesignal“ trainieren, Auslöser systematisch desensibilisieren.
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Gehirn & Nase: Schnüffelspiele, Target-Training, Trick-Kette (z. B. drehen, verbeugen, Pfote).
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Sozialisierung: Frühe, positive Kontakte (Menschen, Hunde, Geräusche, Untergründe) – in kleinen, sicheren Dosen.
Kosten
Kosten schwanken je nach Region/Versorgung. Richtwerte (EUR).
Anschaffung
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Vom seriösen Züchter: ca. 1.500–3.000 € inkl. Papiere, Gesundheitsnachweise, gechippt, geimpft, entwurmt.
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Tierschutz/Adoption: ca. 250–500 € Schutzgebühr.
Erstausstattung (Bett, Geschirr/Leine, sichere Transportbox, Näpfe, Pflege, Mantel, Spielzeug): 200–500 €.
Laufende Kosten pro Monat
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Futter & Kauartikel: 20–50 € (hochwertig, kleine Rationen).
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Haftpflicht/Versicherung: 5–20 € (abhängig von Land/Bundesland und Deckung).
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Kranken-/OP-Versicherung: 10–50 € (Leistungsumfang).
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Tierarzt/Vorsorge (Durchschnitt): 10–30 € (über das Jahr gemittelt).
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Sonstiges (Pflege, Spielzeug, Ersatz): 5–20 €.
Gesamtkosten über Lebenszeit: Rechne grob mit 10.000–25.000 € (inkl. Anschaffung, Routine, gelegentlicher Behandlung). Große OPs können darüber hinausgehen – Rücklagen oder Versicherung sind sinnvoll.
Einmalige medizinische Eingriffe (Beispiele)
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Kastration Rüde ca. 150–400 €, Hündin ca. 300–600 € (je nach Klinik & Gebührenordnung).
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Zahnreinigung unter Narkose: 150–400 €, Extraktionen deutlich mehr.
Gesundheit
Chihuahuas können sehr robust alt werden, aber es gibt rassetypische Risiken. Seriöse Zucht und Prävention sind entscheidend.
Häufiger/typisch
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Zahnprobleme: Engstand, zurückbleibende Milchzähne, Zahnstein → tägliche Zahnpflege & Kontrollen.
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Patellaluxation (PL): Kniescheibe springt; von leicht bis OP-pflichtig. Zuchttiere sollten auf PL untersucht sein.
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Trachealkollaps: Weiche Luftröhre; Husten, Würgen am Halsband → immer Geschirr nutzen, Gewicht schlank halten.
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Herzerkrankungen: v. a. Mitralklappenerkrankung im Alter → jährliche Abhörkontrolle, bei Bedarf Kardiologe.
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Augen: Trockenes Auge, Hornhautreizungen, Tränenkanal-Themen.
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Hypoglykämie bei Welpen: Besonders im Mini-Format; kleine, häufige Mahlzeiten, Stress vermeiden.
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Hydrozephalus/Offene Fontanelle: Selten, aber durch übertriebenen Apfelkopf begünstigt.
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Legg-Calvé-Perthes (Hüfte): Aseptische Femurkopfnekrose bei Zwergrassen, tritt jung auf, ggf. OP.
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Allgemein: Übergewicht, Zahnstein, Parodontitis, Rücken/Nackenverspannungen durch Springen/Stürze.
Genetik & Farbe
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„Teacup“ ist kein offizieller Standard – extrem kleine Linien erhöhen Gesundheitsrisiken.
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Merle x Merle Verpaarungen können schwere Augen-/Hörprobleme verursachen – seriöse Züchter vermeiden riskante Kombinationen.
Prävention & Vorsorge
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Jährlicher Check, im Alter alle 6–12 Monate.
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Zähne: täglich bürsten, Prophylaxe beim Tierarzt.
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Gewicht: schlank halten; Mini-Hund + Übergewicht = großes Risiko.
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Sicher tragen und Sprünge begrenzen (Gelenke!).
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Parasiten je nach Saison; Impfungen gemäß Tierarztplan.
Hinweis: Dieser Text ersetzt keine tierärztliche Beratung. Bei Symptomen immer professionelle Hilfe suchen.
Pflege
Fell
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Kurzhaar: 1–2× wöchentlich bürsten, um lose Haare zu entfernen; sanftes Shampoo alle 4–8 Wochen oder nach Bedarf.
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Langhaar: 2–3× wöchentlich sorgfältig bürsten (Hinterläufe, Ohrenfahnen, hinter den Ohren). Filz früh lösen.
Zähne & Krallen
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Zähne täglich bürsten (Hundezahnpasta). Kaubeschäftigung (zahnschonend).
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Krallen monatlich prüfen; bei Hallen- & Wiesenläufen nutzen sie sich wenig ab.
Ohren & Augen
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Ohren wöchentlich sichten, nur bei Bedarf mit geeignetem Reiniger säubern.
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Augenpartie weich reinigen; bei anhaltendem Tränenfluss Ursache abklären.
Baden
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Warm, rutschfeste Unterlage, gut abtrocknen. Nach dem Bad warm halten.
Ausrüstung
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Y-Geschirr (kein Druck auf Hals/Trachea), leichte Leine, gut sitzende Mäntel.
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Sicherheits-Transportbox für Auto/ÖPNV.
Ernährung
Grundlagen
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Hochwertiges Alleinfuttermittel (Trocken oder Nass), an Größe angepasst (kleine Kroketten).
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Energiebedarf (Faustwert): RER ≈ 70 × (Körpergewicht^0,75).
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Beispiel 2,5 kg: RER ≈ 139 kcal/Tag; MER (erhaltend) je nach Aktivität ~180–280 kcal/Tag.
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Fütterung: 2–3 kleine Mahlzeiten/Tag; Welpen 3–4×, um Unterzuckerung zu vermeiden.
Besondere Punkte
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Zähne: Trockenfutter allein verhindert keinen Zahnstein – Bürsten bleibt Pflicht.
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Snacks sparsam; Obst/Gemüse nur hundeverträglich (keine Trauben, Zwiebeln, Schoki etc.).
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Gewicht: Rippen fühlbar, Taille sichtbar.
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Sensible Mägen: Futterwechsel langsam (7–10 Tage) umstellen.
Typische Krankheiten (Kurzsteckbriefe)
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Patellaluxation (PL): Hüpfgang, intermittierendes Lahmen → Diagnostik durch TA; Stufen von konservativ (Muskelaufbau) bis OP.
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Trachealkollaps: Husten wie „Gänsehupen“, v. a. am Halsband → Geschirr, Gewichtsmanagement, ggf. Medikation.
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Mitralklappenerkrankung: Herzgeräusch, reduzierte Belastbarkeit → Herzecho, Medikamente.
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Zahnprobleme: Geruch, Speicheln, Futterverweigerung → Zahnreinigung, evtl. Extraktion.
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Hydrozephalus (selten): Kreislaufen, Blindheit, Krampfanfälle → Neurologe.
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LCP (Hüfte): Lahmheit jung, Röntgen → chirurgische Versorgung oft prognostisch gut.
Für wen eignet sich ein Chihuahua?
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Ideal: Menschen, die viel Zeit haben, vorausschauend managen, Freude an Training und Nähe.
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Weniger geeignet: Haushalte mit sehr grobmotorischen Hunden ohne Management, Umfelder mit vielen Treppen ohne Sicherung, Personen, die „Hund in Handtasche“ statt echtes Hundeleben suchen.
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Familien: Möglich mit ruhigen, geschulten Kindern – klare Regeln, Rückzugsort, Aufsicht.
Recht & Versicherung (kurz, landesabhängig)
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Hundesteuer/Registrierung: Kommune/Land regelt Höhe und Registrierungspflichten.
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Leinen-/Maulkorbpflicht: Lokal unterschiedlich (z. B. ÖPNV).
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Haftpflicht: In manchen Regionen Pflicht, generell dringend empfohlen – auch für Kleinsthunde.
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Kranken-/OP-Versicherung: Bei Zwergrassen häufig sinnvoll (Zähne, PL, Atemwege etc.).
(Da Regeln sich ändern, vor Ort aktuell prüfen.)
Zucht & Auswahl eines seriösen Züchters
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Gesundheitsnachweise: PL-Untersuchung, Herz- und Augenchecks; sinnvolle Zuchtziele (keine extremen Köpfe/Minis).
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Aufzucht: Welpen wachsen im Haus mit Menschen-/Alltagskontakt auf; Abgabe frühestens ab der 8.–10. Woche (je nach Land).
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Vermeide: „Teacup“-Werbung, Billigimporte, fehlende Papiere, Übergabe auf Parkplätzen, Merle-Kombinationen ohne Sachverstand.
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Fragen an Züchter: Elterntiere vor Ort? Charakter? COI/Verwandtschaft? Gesundheitsbefunde schriftlich?
Adoption aus dem Tierschutz
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Viele Chihuahuas (und Mixe) suchen ein Zuhause – oft wegen Unterschätzung ihrer Bedürfnisse.
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Vorteile: Du gibst einem Hund eine zweite Chance; Kosten geringer.
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Beachte: Vorgeschichte unklar, ggf. Training/Eingewöhnung intensiver – aber mit Geduld wunderbar.
Sicherheit & Handling
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Tragen: Rücken stützen, niemals nur unter den Vorderläufen hochziehen.
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Treppen/Sprungmanagement: Rampen ans Sofa/Bett; bei Welpen und Senioren besonders wichtig.
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Geschirr statt Halsband, um Luftröhre zu schützen.
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Kinderregeln: Hund nicht bedrängen, nicht hochheben, wenn er das nicht mag; Rückzug respektieren.
Reisetauglichkeit
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Transportbox gewöhnt, Gurtsysteme fürs Auto geprüft (Sicherheit).
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Hotel/ÖPNV: Leicht mitzunehmen; Regelungen prüfen (Maulkorbpflicht im ÖPNV möglich).
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Flugzeug: Mitpassagier in der Kabine oft möglich (Gewichts- und Boxmaße beachten).
Jahresplan: Vorsorge & Pflege
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Monatlich: Gewicht checken, Krallen prüfen, Zecken-/Flohkontrolle je nach Saison.
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Vierteljährlich: Zahn- & Maulcheck zu Hause, ggf. Termin zur Prophylaxe.
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Jährlich: Impfungen nach Plan, Allgemeinuntersuchung (Herz abhören), Kotuntersuchung auf Parasiten.
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Ab Seniorenalter (ca. 8+): Blutcheck 1×/Jahr, Herz-/Zahnkontrollen engmaschiger.
Häufige Irrtümer
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„Zu klein für Training“: Falsch – mentale Auslastung ist Pflicht.
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„Braucht kaum Bewegung“: Falsch – kurze, regelmäßige Aktivität hält gesund und ausgeglichen.
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„Zähne macht das Trockenfutter schon“: Falsch – nur Zahnbürste hilft zuverlässig.
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„Teacup ist besonders süß“: Auf Kosten der Gesundheit – bitte nicht unterstützen.
Einkaufsliste (Startpaket)
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Y-Geschirr (2 Größenstufen fürs Wachstum), 2 Leinen (Kurz & Schlepp), ID-Marke
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Liegeplatz + Decke, Rampe/Treppchen
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Näpfe (rutschfest), Transportbox
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Mantel/Regenjacke, reflektierende Ausrüstung
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Bürste/Kamm, Krallenschere, Zahnbürste + Hundezahnpasta
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Kotbeutel, Enzymreiniger (für Missgeschicke)
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Alleinfutter + leichte Trainingssnacks
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Spielzeug (z. B. Zergel, Schnüffelteppich)
Beispiel-Tagesablauf
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Morgens: Lösen, 15–20 min ruhiger Spaziergang, Frühstück, kurze Ruhe.
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Mittags: Schnüffelrunde 10–15 min, 5–10 min Tricks/Nasenarbeit.
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Nachmittags: Ruhezeit, Kauen/Zahnpflege.
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Abends: 20–30 min Spaziergang (Variante: Stadt, Park, neue Reize), Abendmahlzeit, Entspannung.
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Vor dem Schlafen: Kurz raus, dann ruhiger Ort.
Checkliste vor dem Kauf/Adoption
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Passt ein anhänglicher, sensibler Hund in deinen Tagesrhythmus?
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Budget für Versicherung & Tierarzt vorhanden?
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Bereitschaft zur täglichen Zahnpflege?
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Wohnung sicher (Sprunghöhen, Rampen)?
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Verbindliche Betreuung im Urlaub/Krankheitsfall?
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Züchter/Tierschutz seriös geprüft?
Fazit
Der Chihuahua ist ein kleiner Hund mit großem Herzen. Wer seine Bedürfnisse ernst nimmt – Training, Zähne, Wärme, Sicherheit und Nähe – bekommt einen gesunden, langlebigen und hoch loyalen Gefährten. Die Größe macht ihn nicht zum Spielzeug: Mit Respekt, Struktur und viel Liebe wird aus dem Winzling ein ganz großer Partner.